Triebwagen mit Verbrennungsmotoren und mechanischen Schaltgetrieben


WUMAG VT761

Die Deutsche Reichsbahn (DRG) ließ in den zwanziger Jahren bei verschiedenen Waggonbau-Unternehmen Triebwagen herstellen, die mit Verbrennungsmotoren und mit Schaltgetrieben ausgerüstet waren, um sie auf ihre Praxistauglichkeit im realen Bahnbetrieb zu testen.

Sechs dieser Triebwagen wurden in den Jahren 1926 bis 1929 durch die Waggonbau-Firma Wumag in Görlitz hergestellt. Wumag war der erste Hersteller, mit dem ZF ab 1924 an der Entwicklung des Sodengetriebes für den Einsatz in Triebwagen mit Verbrennungsmotor zusammenarbeitete. Weitere Firmen folgten.

Bei den vollbesetzt mehr als 45 Tonnen schweren Wumag-Triebwagen wurde die Last auf zwei Drehgestelle mit jeweils zwei Achsen verteilt. Als wesentliche Neuerung war die gesamte Maschinenanlage so in die beiden Drehgestelle integriert, dass im Wagenraum kein Platz beansprucht wurde. Für nachfolgend gebaute Fahrzeuge war dies richtungsweisend. Als Antrieb dienten je zwei Sechszylinder-Lkw-Motoren der Firma Büssing mit 11,8 l Hubraum und 90PS in Kombination mit 5-Gang-Sodengetrieben vom Typ TS18.5 von ZF. Auch die zwei Achswendegetriebe TW18.5, die für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt umsteuerbar waren, wurden durch ZF hergestellt. In den Drehgestellen wurde die jeweils äußere Achse angetrieben. Für den Betrieb in beide Fahrtrichtungen waren die Triebwagen mit zwei gleichwertigen Steuerständen ausgerüstet. Anfangs waren die Triebwagen mit zwei Dachkühlern ausgerüstet. Zusammen mit einer Leistungssteigerung von 90PS auf 110PS durch Drehzahlerhöhung von 1000 1/min auf 1200 1/min wurde Anfang der 30er-Jahre ein dritter Dachkühler in Fahrzeugmitte zusätzlich installiert. Durch die Leistungs- und Drehzahlerhöhung konnte die Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h auf 85 km/h gesteigert werden.

WUMAG VT761, Baujahr 1926 — ursprünglich mit Sodengetriebe ausgerüstet
Herstellerschild am WUMAG-Triebwagen VT761
WUMAG VT761 – Innenraum

Von den sechs Wumag-Triebwagen – VT757 bis VT762 – ist der Triebwagen VT761 aus dem Jahr 1926 als einziger erhalten geblieben. Im Zuge der Weiterentwicklung des Triebstranges wurden in den Jahren 1939 bis 1940 sowohl die Motoren als auch die Sodengetriebe durch andere, leistungsfähigere Ausführungen ersetzt.

Es ist dem Verein der „Buxtehude-Harsefelder Eisenbahnfreunde e.V. (BHEF)“ und der „Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB)“, zu verdanken, dass der im Jahr 1926 hergestellte WUMAG-Triebwagen „Nürnberg VT761“, als letzter dieser Bauart, heute noch in einem dem Original ähnlichen Bauzustand existiert.


Weitere Triebwagen von der Firma Wegmann in Kassel und von der Dessauer Wagonfabrik existieren noch in sehr stark verändertem Zustand.


Hier geht es zu einzelnen noch existierenden PKW mit Sodengetriebe